Die Magie der Apfelblüte

Wer im April durch Südtirol fährt, kann sich dem Zauber nicht entziehen: Die Apfelblüte überzieht das Land. Es scheint schnell zu gehen: Mit einem Mal verwandeln sich Täler – und in unserem Fall auch der Berg – in ein Blütenmeer in Weiß, Rosé, manchmal auch in Rot und allen Schattierungen dazwischen. Unzählige Blüten öffnen sich – und jede einzelne ist ein Wunder, zart und einzigartig.
Für uns beginnt mit den Blüten so richtig ein neues Apfeljahr.
Leicht und so selbstverständlich geschieht es jedes Jahr ungefähr um dieselbe Zeit. In Wahrheit ist es ein fein abgestimmtes Zusammenspiel aus Temperatur, Sonneneinstrahlung, Feuchtigkeit und vielem mehr. Und wer genau darauf achtet – wie wir es tun – merkt: Die Blüte beginnt nicht jedes Jahr zur exakt gleichen Zeit.
Der Star der Blütenbüschel: die Königsblüte.
Apfelblüten sind in sogenannten Blütenbüscheln angeordnet. In jedem Blütenbüschel eines Apfelbaums wiederum gibt es eine Hauptdarstellerin: die Königsblüte. Sie sitzt in der Mitte, öffnet sich als Erste – und ist in der Regel kräftiger und besser versorgt als ihre Nachbarinnen. Gelingt die Bestäubung, wächst aus ihr oft der schönste und größte Apfel, vollgepackt mit Aroma. Für uns bedeutet das: Jede bestäubte Königsblüte ist ein Versprechen – auf Frucht, auf Qualität, auf Genuss.
Der richtige Zeitpunkt.
Erstaunlich: Die Apfelblüte braucht Zeit und Kälte. Genauer gesagt: eine Phase von mindestens 500 bis 1.500 Stunden mit Temperaturen zwischen 0 und 7 Grad Celsius. Erst dann sind die Bäume bereit, zu blühen. Diesen Prozess nennt man Kälteinduktion, und er ist notwendig, damit sich die Knospen überhaupt öffnen. Wenn die Temperaturen steigen, was bei uns am Ritten naturgemäß später ist als in den Tallagen Südtirols, beginnt die Blüte und damit das große Schauspiel. Meist dauert es nur zwei bis drei Wochen – eine kurze, aber entscheidende Phase.
Ein Tanz auf Zeit: Die Bienen in Aktion.
Ohne Bestäubung keine Frucht. In der Blütezeit herrscht Hochbetrieb im Apfelgarten: Unsere Nachbarn bringen uns ihre Bienenvölker, damit möglichst viele Blüten bestäubt werden. Die Bienen leisten dabei Präzisionsarbeit und müssen gutes Timing beweisen: Wind, Regen oder ein plötzlicher Kälteeinbruch können in dieser Phase Probleme bereiten.
Was jetzt passiert, entscheidet über den Herbst.
„In der Blüte liegt die Zukunft“, sagt Thomas Kohl. Und er meint das wörtlich: Werden die Blüten nicht bestäubt oder erfrieren sie, gibt es keine Äpfel. Werden sie zu früh oder zu spät bestäubt, leidet oft die Qualität. Deshalb achten wir in dieser Zeit auf jedes Detail: die Temperatur, den Insektenflug, die Entwicklung jeder Sorte. Die Apfelblüte ist nicht nur der schönste, sondern auch der sensibelste Moment des Jahres.
Warum das für den Saft wichtig ist.
Was jetzt entsteht – Fruchtansatz, Zellbildung, Wachstum – beeinflusst später die Textur und das Aroma des Apfels. Und damit auch die Qualität unserer Säfte. Ein Apfel, der langsam gewachsen ist, in gutem Rhythmus und unter idealen Bedingungen, bringt mehr Tiefe und Spannung ins Glas. Deshalb ist für uns jeder Frühling auch der Beginn einer neuen Geschichte. Monate später erzählt sie sich im Geschmack, im Glas.
Schönheit mit Konsequenz.
Die Apfelblüte ist mehr als ein Postkartenmotiv. Sie ist der Ursprung unserer Arbeit und die Basis dafür, warum jeder Tropfen unserer Bergapfelsäfte nach Sonne, Bergluft und Sorgfalt schmeckt.
Wenn Sie also das nächste Mal ein Glas einschenken und der Duft aufsteigt: Denken Sie an die Blüte. Vielleicht war es ja eine Königsblüte, die diesen Saft möglich gemacht hat.